Achtsam morden 05 - Achtsam morden durch bewusste Ernährung by Dusse Karsten

Achtsam morden 05 - Achtsam morden durch bewusste Ernährung by Dusse Karsten

Autor:Dusse, Karsten [Dusse, Karsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2024-01-11T00:00:00+00:00


20 KINDESENTFÜHRERENTFÜHRUNG

»Fleischersatzprodukte sind wie die Perücke, die Sie Ihrer neuen Freundin aufsetzen, damit sie aussieht wie Ihre Ex.«

JOSCHKA BREITNER, SCHÖNER WOHNEN IM EIGENEN KÖRPER

Am frühen Abend des nächsten Tages rief mich Walter an.

»Dein Handy ist im Netz«, teilte er mir mit.

»Wo?«

»Im Ostviertel. Meine Jungs sind schon auf dem Weg.«

»Ich will mit.«

»Dann komm raus. Ich bin unterwegs und kann in drei Minuten bei dir sein.«

Das Ostviertel lag in den Fünfzigerjahren im Osten der Stadt. Mittlerweile war es ein zentrumsnahes Szeneviertel. Die teilweise baufälligen Mietskasernen boten günstigen Wohnraum für Studenten jeder Generation. Lange leer stehenden Geschäftsräumen hatten alternative Kneipen neues Leben eingehaucht. Wenn auch mit modrigem Atem.

Der Wagen von Walters Jungs, ein schwarzer VW-Bus mit getönten Scheiben, stand am Bordstein vor einer Kneipe mit dem irritierenden Namen Recyclinghof auf einem Plastikschild über der Türe. Recycelt war wohl in erster Linie das Erscheinungsbild des Lokals. Die jeweils zwei Fenster links und rechts der Eingangstür waren mit mindestens fünfzig Jahre altem Gaststättenbuntglas in Gelb, Grün und Orange verglast. Links und rechts vom Eingang hingen Schaukästen mit korrodierten Rahmen, zerkratzten Scheiben und diversen Aufklebern. Im linken Kasten hing eine neu wirkende Speisekarte. Der Lack der doppelflügeligen Holztür zum Gastraum war an vielen Stellen aufgeplatzt und schien im Wesentlichen durch eine imponierende Anzahl an Aufklebern zusammengehalten zu werden.

Walter und ich fuhren einmal langsam an der Kneipe vorbei, wendeten dann und hielten kurz neben dem VW-Bus, in dem drei Security-Mitarbeiter in schwarzen Klamotten saßen. Walter ließ die Scheibe der Fahrertür heruntergleiten.

»Sind wir hier in der Funkwabe, in der das Handy gerade eingeloggt ist?«

Der Mann hinter dem Steuer nickte.

»Und warum sollte der Nutzer in der Kneipe sein und nicht in einer der Wohnungen?«

»Weil das Handy in Fahrradgeschwindigkeit die Waben gewechselt hat und das einzige Fahrrad jetzt vor der Kneipe steht«, erläuterte der Mann auf dem Beifahrersitz.

Vor der Kneipe stand das Lastenfahrrad vom Eismann. Nur dass die Aufkleber mit den Buchstaben E, I und S abgeknibbelt waren.



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